Mein erstes
Revival dieses ursprünglich keltischen Samhain-Festes erlebte ich am 31.
Oktober 1989 an einem sehr passenden Ort. Salem (New Hampshire) nennt sich die
Vorstadt von Boston, die ganze 30 Meilen von dieser Ostküstenstadt entfernt
ist. Der Golden Oaks Drive, in dem ich damals als Au Pair residierte, bot eine
gute Kulisse für das von Kindern mit Feuereifer praktizierte „trick or treat“
an einem eher kühlen Oktoberabend nach dem Indian Summer. Einer meiner
Schützlinge aus der Gastfamilie war in jenem Jahr ziemlich im gleichen Alter
wie mein Sohn heute. Er war schon Tage vorher ganz aufgeregt. Und beim
Wochenendeinkauf im Supermarkt hatte sich die Familie bereits mit waschsackgroßen
Päckchen an extrakleinen Twix, Mars, Milky Way, Bounty und anderen süßen
Riegeln aus der Werkstatt von Mars Incorporated eingedeckt. Es war mehr als
genug, um durch den Ansturm sämtlicher Drei- bis Zehnjährigen aus dem
Wohnviertel nicht verweht zu werden. Ältere Semester interessierte das
Spektakel anno dazumal wenig.
Halloween
brachten die irischen Einwanderer mit in die USA. Und es geschah Ähnliches wie
mit dem damals aktuellen Hit von Tom Petty und seinen Heartbreakers, TGI Friday
oder anderen von mir in den USA gesammelten Erfahrungen. Sie kamen nach Europa.
Die Musik binnen Wochen. Halloween brauchte dann doch ein paar Jahre über den
großen Teich.
All
Halloweens Eve bezeichnet eigentlich den Vorabend vor Allerheiligen. Es war das
zweitwichtigste Fest der Kelten. Doch werden heute keine Knochenfeuer (bonfire)
mehr entzündet, um die Reste des geschlachteten Viehs zu verbrennen. Die
Menschen von heute huldigen dem Totengott der Kelten, Samhain, mit Kürbissuppe,
Monster-Cookies und anderen Leckerlis aus der Welt der Lebenden. Dazu hüllen
sich heute auch die Erwachsenen in fremde Kleider und treffen sich als Hexen,
Vampire, Feldermäuse, Feen, Zombies und Geister in einem Lokal ihrer Wahl.
Nein, ich
gehe nicht zur Halloween-Party im Rochus, die dort seit Wochen angekündigt ist.
Obwohl das Lokal nur ein paar Schritte von unserer Wohnung entfernt ist. Und
obwohl ich den „Untoten“ auf der Landstraßer Hauptstraße locker davonlaufen
könnte.
Ich begnüge
mich mit der papiernen Kürbis-Maske vom Vorjahr aus dem Kindergarten, die seit
gestern wieder auf einem Fenstergriff hängt und orange-schwarz und wenig
bedrohlich ins Wohnzimmer blickt. Und wenn in ein, zwei, drei Jahren unser
Kleiner auf die Idee kommt als Geist durch das Wohnhaus zu spuken? Dann – ja
dann werde ich mir etwas überlegen...