Am Sonntag
wählen die NiederösterreicherInnen ihre Bürgermeister (ja, es werden wohl
wieder hauptsächlich Männer sein) und GemeinderätInnen neu. Ich darf auch
wählen. Als so genannte Zweitwohnsitzerin habe ich dank Landesvater Pröll die
Chance und Macht, ein wenig Einfluss auf ein vermeintlich sicheres Ergebnis zu
nehmen.
Gestern
bekam ich dafür gleich drei Goodies:
1) eine
Wahlkarte,
2) eine
NÖ-Wahl-Zeitung featuring Erwin Pröll und
3) eine
Broschüre der Marktgemeinde Pölla, in der ich aufgewachsen bin.
Bei
letzterer prangt ganz vorne am Cover der Kandidat zum Bürgermeisteramt. Ich
kenne ihn von Kindesbeinen an. Einmal saß er gemeinsam mit dem Nachbar-Buben
auf einem Baum. Die beiden warfen faulige Zwetschken in unseren Garten, wo
meine Schwester und ich gerade schaukelten. Von den Gesichtern für den neuen
Gemeinderat kenne ich mehr als die Hälfte: eine Volksschul-Kollegin, viele
Landwirte, eine Physiotherapeutin und noch andere, die sich bereits die letzten
Jahre um das Wohl meiner Ex-Heimatgemeinde gekümmert haben. Ich könnte entweder
meinem Papa (als Obmann des Seniorenbundes) oder meinem Onkel eine
Vorzugsstimme geben.
Nein,
keiner von beiden kandidiert für die Grünen. Die stehen in der Gemeinde nicht
mal auf dem Wahlzettel. Die Auswahl beschränkt sich auf schwarz, rot und blau.
Was bleibt da an Möglichkeiten, um von meinem Stimmrecht Gebrauch zu machen?
Nicht-Wählen ist keine Lösung. Als Grüne schwarz zu wählen, wäre ein Sprung
über den Schatten. Und wie meine Freundin Sybille schon in den 1990er-Jahren
von mir zu hören bekam, als wir uns die Nächte nach dem
Politikwissenschaft-Tutorium im Zwillingsgwölb um die Ohren schlugen: „Rot
kommt für mich nie in Frage!“ – Zu meiner Verteidigung ist zu sagen, dass diese
Abende schon jahrzehntelang zurückliegen und ich aufgrund meines Jobs rund um
diese Streitgespräche geistig manchmal schon eher im Traumland denn in der
Polit-Diskurs-Welt weilte. Und über die Option Blau will ich nicht diskutieren.
Die vierte Variante wäre, einfach den Stimmzettel ohne Kreuz und Vorzugsstimme
ins Kuvert zu stecken.
Überlegenswert
in Erinnerung an die Zeit der fliegenden Zwetschken ist ein Einser-Kastl von
Daniel Glattauer, der meinen Heimatort als Domizil wählte: Der damalige Vize
und heutige Bürgermeisterkandidat war ihm so sympathisch, als er einst
wahlwerbend an seine Tür klopfte. So schrieb er sogar öffentlich in einer
Zeitung, dass er ihm sicher seine Stimme geben werde.
Was mir heute
noch bleibt: die Qual der Wahl. Denn spätestens morgen sollte die Wahlkarte
wieder unterwegs retour ins Waldviertel sein.