Durch das
Reden oder Erzählen lässt sich viel teilen und mitteilen. Und dadurch entstehen
Verbindungen. Das dachte ich mir, als ich vor etwa zwei Jahren allein in der
Wohnung an meinem zum Schreibtisch umfunktionierten Esstisch saß und mein
Mittagessen verspeiste. Wahrscheinlich geht es vielen
Ein-Personen-Unternehmerinnen ähnlich, überlegte ich weiter.
Das war die
Geburtsstunde meiner EssGeschichten. Ich brachte die Idee als Konzept zu
Papier. So gehe ich die meisten Vorhaben an: verschriftlichen und drüber
schlafen. Diesmal schlief ich sogar mehrere Monate drüber. Und so verging etwas
mehr als ein Jahr, bevor ich die Idee vom Kopf erstmals auf den Tisch brachte.
Im Hinterkopf hatte ich die großen Tafelrunden meiner Familie, die zu
besonderen Anlässen zelebriert wurden und wo immer noch ein Plätzchen
geschaffen wurde, auch wenn es einen Extrasessel aus dem Haus der Oma brauchte
oder ebenso das Geschirr um den Bestand aus Omas Küche ergänzt werden musste.
Für zwölf
war der Tisch vorgesehen. Vierzehn Personen fanden locker Platz. Und die
Kinder? Die Kinder – also meine Geschwister und ich – saßen an einem Klapptisch unweit der
Erwachsenen. Für alle war also selbst an diesem großen Tisch nicht Platz
gewesen. Dort aßen wir dann unseren Teil vom Fondue mit selbst gemachten
Mayonnaise-Saucen, tunkten abwechselnd Fleisch und Weißbrot ein, bis wir
Bauchweh hatten.
Und weil
solche großen Runden zu unserem Aufwachsen gehörten, war es wohl
selbstverständlich, schon in jungen Jahren ebensolche Tafeleien zu zelebrieren.
Zwar kochten wir nicht groß auf, doch versammelten sich die Jugendlichen des
Dorfes um unseren Tisch, um ein Würfelspiel zu spielen oder beim Jolly das
Glück zu versuchen.
Oder wir
kamen nach dem Langlaufen (damals gab es noch eine dicke Schneedecke im
Waldviertler Winter) um uns aufzuwärmen – vorzugsweise bei einem mit Schokolade
glasierten Kaiserguglhupf. Und so manche Ballnacht endete ebenfalls an diesem
Tisch. Kredenzt wurde, was der Kühlschrank hergab: am besten mundete am Ende
einer durchtanzten Nacht eine Eierspeise und dazu Brot.
Es ist wohl
eine logische Folge aus diesen Erinnerungen, mich nach einem gedeckten, großen
Tisch mit interessanten Menschen und guten Gespräche zu sehnen. Auch erkannte
ich, dass viele Frauen bzw. Unternehmerinnen wenig bis gar keine Zeit haben, für
sich in Ruhe zu kochen und zu essen. Geschweige denn, dass die
Ein-Personen-Unternehmerinnen viele Gesprächspartnerinnen um sich geschart
hätten. Dabei hilft es ungemein, erzählend jene Themen im eigenen Leben zu
beleuchten und dadurch eine neue Sicht auf die Dinge zu bekommen. Und auch das
Hören der Geschichten von anderen kann den Blickwinkel auf das eigene Sein
verändern.
Die
EssGeschichten bieten Zeit und Raum und Gelegenheit genau dafür. In einer Zeit,
die Hektik ausstrahlt und in deren Getriebensein eine solche Oase mit
Geschichten – als Erzählende und Zuhörende – den Frauen gut tut und sie
gestärkt in Körper, Geist und Seele wieder nach Hause zu ihren Familien
zurückkehren. Das gilt auch für mich.
Die
nächsten EssGeschichten sind am: 22. Jänner, 19. Februar, 16. März, 29. April,
15. Juni
Jeweils von
17.30 bis 21.30h in der Marktgasse 47/39 im 9. Bezirk
Danke an
Manuela Mätzener / ifub für ihre Wohnung mit dem großen Tisch, wo es sich
herrlich tafeln lässt.