„Beim Reden kommen die Leute zusammen“ ist so ein gängiger Spruch, der immer wieder durch meinen Kopf
geistert. Bei meinem Opa hörte er sich in etwa so an: „Beim Reden kumman d’Leid z’saum“.
Die
Erinnerung an ihn ist über die Jahre verblasst. Ich konnte ihn noch erleben bis
ich 25 war. Das ist schon zwanzig Jahre her. In den Sommern lagen meine
Geschwister und ich dem pensionierten Elektriker und Geschäftsmann oft in den
Ohren, er möge doch mit uns zum Teich nach Franzen fahren, damit wir dort
schwimmen und Freunde treffen konnten. Der Ort ist etwa sieben Kilometer von
meinem Heimatdorf entfernt. Oft ließ er sich von uns überreden. Wir setzten uns
in den Fonds des gelben Renault 5 und verteilten uns gleichmäßig auf der grünen
Sitzbank; ein spontaner Platzwechsel war damals noch jederzeit möglich.
Während wir
uns im Wasser tummelten, blieb mein Opa im Auto sitzen. Wahrscheinlich schlief
er. Wenn wir zur vereinbarten Zeit wieder zum Auto kamen und an die Scheibe
klopften und einstiegen, reversierte er das Auto auf für meine Sicht abenteuerliche Weise zwischen Straße, Feldweg und Straßengraben. Wenn ich beim
Autofenster hinaussah, wähnte ich mich in der nächsten Millisekunde im Abgrund.
Entweder machte ich dann die Augen zu oder schaute stur in die andere Richtung.
Meine Befürchtungen bewahrheiteten sich nie.
Ich
erinnere mich auch an einen 24. Dezember, als er mit uns zu Fuß durch die
verschneite Landschaft in einen anderen, näher gelegenen Nachbarort ging.
Schließlich galt es, neugierige Kinderaugen vom Türschloss zum Wohnzimmer
fernzuhalten. In Ramsau kehrten wir beim Hieß ein; ein Wirtshaus das seine
besten Jahre bereits damals hinter sich hatte und heute nicht mehr existiert.
Denn was unser Opa auch immer wieder betonte, war: „Bei einem Glas Wein im Gasthaus erfährst du mehr als bei einem Kübel
Wasser zu Hause.“ – oder im O-Ton meines Opas: „Bei an Glasl Wein beim Wirtn erfohrst mehr ois bei am Kübe Wossa
daham.“
Das kann
auch mein Papa sicher bestätigen. Ihn führte der Heimweg vom Geschäft in Horn nach
Neupölla immer an einem der Gasthöfe auf dem Weg vorbei. Sein Glasl Wein war
eine Melange, nach deren Genuss er sich wieder ins Auto setzte und heimfuhr. Er
kannte (und kennt noch heute) jeden Bürgermeister, Gewerbetreibenden und
Landwirt in der näheren und weiteren Umgebung. Und sie kennen ihn ebenso.
Unternehmer
sein bedeutet auch zu kommunizieren. Oft ist es nicht die Visitkarte oder der
Webauftritt, der im Gedächtnis bleibt, sondern die persönliche Begegnung. Und
meist sind es die bei einem Kaffee oder Wein gewechselten Worte, die einen
Auftrag sichern. Eine Herausforderung für die EPUs (Ein-Personen-Unternehmen)
von heute. Zu Hause in den eigenen vier Wänden lässt es sich als
DienstleisterIn vielleicht ungestört und konzentriert arbeiten. Doch wer soll
von einem erfahren? Auf die Optimierung für google allein will und werde ich
mich nicht verlassen, um von potenziellen KundInnen entdeckt zu werden.
Im
September darf ich die Mitgliedschaft im Impact Hub Vienna zum Schnupperpreis
ausprobieren. Das ist einer von mittlerweile mehr als 25 Co-Working-Spaces in
Wien. Denn schon rein prinzipiell ist allein zu arbeiten nicht mein Ding, selbst
wenn ich für manche meiner Tätigkeiten Ruhe und Abgeschiedenheit brauche. Aber
für diese Zeiten kann ich mich ja wieder in mein „home-office“ zurückziehen.
Und sonst bin ich schon neugierig, möglicherweise Teil einer Community zu
werden und Geschäfte bei einem Kaffee zu besprechen und mit einem Glasl Wein zu
feiern.