08.01.16

EssGeschichten


Durch das Reden oder Erzählen lässt sich viel teilen und mitteilen. Und dadurch entstehen Verbindungen. Das dachte ich mir, als ich vor etwa zwei Jahren allein in der Wohnung an meinem zum Schreibtisch umfunktionierten Esstisch saß und mein Mittagessen verspeiste. Wahrscheinlich geht es vielen Ein-Personen-Unternehmerinnen ähnlich, überlegte ich weiter.

Das war die Geburtsstunde meiner EssGeschichten. Ich brachte die Idee als Konzept zu Papier. So gehe ich die meisten Vorhaben an: verschriftlichen und drüber schlafen. Diesmal schlief ich sogar mehrere Monate drüber. Und so verging etwas mehr als ein Jahr, bevor ich die Idee vom Kopf erstmals auf den Tisch brachte. Im Hinterkopf hatte ich die großen Tafelrunden meiner Familie, die zu besonderen Anlässen zelebriert wurden und wo immer noch ein Plätzchen geschaffen wurde, auch wenn es einen Extrasessel aus dem Haus der Oma brauchte oder ebenso das Geschirr um den Bestand aus Omas Küche ergänzt werden musste.

Für zwölf war der Tisch vorgesehen. Vierzehn Personen fanden locker Platz. Und die Kinder? Die Kinder – also meine Geschwister und ich –  saßen an einem Klapptisch unweit der Erwachsenen. Für alle war also selbst an diesem großen Tisch nicht Platz gewesen. Dort aßen wir dann unseren Teil vom Fondue mit selbst gemachten Mayonnaise-Saucen, tunkten abwechselnd Fleisch und Weißbrot ein, bis wir Bauchweh hatten.

Und weil solche großen Runden zu unserem Aufwachsen gehörten, war es wohl selbstverständlich, schon in jungen Jahren ebensolche Tafeleien zu zelebrieren. Zwar kochten wir nicht groß auf, doch versammelten sich die Jugendlichen des Dorfes um unseren Tisch, um ein Würfelspiel zu spielen oder beim Jolly das Glück zu versuchen.

Oder wir kamen nach dem Langlaufen (damals gab es noch eine dicke Schneedecke im Waldviertler Winter) um uns aufzuwärmen – vorzugsweise bei einem mit Schokolade glasierten Kaiserguglhupf. Und so manche Ballnacht endete ebenfalls an diesem Tisch. Kredenzt wurde, was der Kühlschrank hergab: am besten mundete am Ende einer durchtanzten Nacht eine Eierspeise und dazu Brot.

Es ist wohl eine logische Folge aus diesen Erinnerungen, mich nach einem gedeckten, großen Tisch mit interessanten Menschen und guten Gespräche zu sehnen. Auch erkannte ich, dass viele Frauen bzw. Unternehmerinnen wenig bis gar keine Zeit haben, für sich in Ruhe zu kochen und zu essen. Geschweige denn, dass die Ein-Personen-Unternehmerinnen viele Gesprächspartnerinnen um sich geschart hätten. Dabei hilft es ungemein, erzählend jene Themen im eigenen Leben zu beleuchten und dadurch eine neue Sicht auf die Dinge zu bekommen. Und auch das Hören der Geschichten von anderen kann den Blickwinkel auf das eigene Sein verändern.

Die EssGeschichten bieten Zeit und Raum und Gelegenheit genau dafür. In einer Zeit, die Hektik ausstrahlt und in deren Getriebensein eine solche Oase mit Geschichten – als Erzählende und Zuhörende – den Frauen gut tut und sie gestärkt in Körper, Geist und Seele wieder nach Hause zu ihren Familien zurückkehren. Das gilt auch für mich.

Die nächsten EssGeschichten sind am: 22. Jänner, 19. Februar, 16. März, 29. April, 15. Juni
Jeweils von 17.30 bis 21.30h in der Marktgasse 47/39 im 9. Bezirk
Danke an Manuela Mätzener / ifub für ihre Wohnung mit dem großen Tisch, wo es sich herrlich tafeln lässt.

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