14.11.14

Eine kleine Geschichte des Joghurts


Es war einmal eine Zeit, da konnte man zwischen exakt zwei fruchtigen Joghurtsorten wählen: das von den meisten geliebte Erdbeere, das oft eher geschmähte (und in meinem Umfeld von den Erwachsenen bevorzugte) Heidelbeere. Diese Joghurts kamen in einem eckigen Becher mit Rillen an den vier Seiten und die Deckel waren von einem Meer der darin enthaltenen Früchte bedeckt. Nömix. Die gemixte Milch aus Niederösterreich war damals in sämtlicher WaldviertlerInnen Munde. So auch in meinem.

Außer: Wir Kinder (meine Schwester und ich) gingen zu Frau Heißenberger zu Besuch, die ein paar Häuser weiter lebte und die ihr Fenster wie ein Schaufenster für die Zielgruppe Kinder gestaltet hatte. Unzählige Plastikfigürchen tummelten sich damals zwischen den Topfpflanzen und riefen: „Spiel mit mir!“ Als wir uns einmal die Nasen besonders plattgedrückt hatten, bat sie uns zu sich ins Haus und ließ uns mit den Figuren auf ihrem mit einem Plastiküberzug geschützten Küchentisch spielen. Zu trinken bot sie uns Wasser an; aus eben diesen bereits genannten, leer gegessenen und ausgewaschenen Joghurtbechern.

Mit Banane und Mandarine folgten die ersten exotischen Früchte und mit ihnen die Sehnsucht nach einem ewig währenden Sommer im Schwimmbad. Denn mit diesen Sorten beglückte uns unsere St. Pöltner Oma während der Ferien, was u.a. bedeutete: Zwei Wochen lang jeden Vormittag im Kaltbad der heutigen Landeshauptstadt. Egal, ob die Sonne schien oder nicht.

Und heute? Biegen sich die Kühlregale unter der Last der Joghurts in den Geschmacksrichtungen Vanille, Schokolade, Erdbeere, Mango-Maracuja, Heidelbeere, Zitrone etc. Längst dominiert nicht mehr Nömix die Kühlflächen meiner auserwählten Supermärkte in Wien.

Und so begab es sich, dass ich auf Twitter vor etwa einer Woche freudig „hier“ schrieb, als „Ja, natürlich“ zur Verkostung der neuen Biojoghurtsorten aufrief. An drei aufeinander folgenden Tagen ließ ich mir die neuen Sorten auf der Zunge zergehen. Nachdem ich sie mit meinem Mann halbe-halbe geteilt hatte, um auch sein Urteil mit einfließen zu lassen.

Beginnen wir mit Mohn: Es kommt als einziges in der 500g-Packung und hat einen Hauch von Orange im Nachgeschmack. Das nächste Mal werde ich es besser durchrühren, denn der obere Teil war etwas dünnflüssig. Nicht zu süß. Zu wenig Mohn für eine Waldviertlerin, die es gewohnt ist, sich durch mehrere Schichten fingerdicker Mohnfülle im Strudel zu beißen. Meinem Angetrauten war die Konsistenz etwas zu zäh: „Wie in deinem Ziegenjoghurt“. Ja, genau. So mag ich es!

Es folgte Zwetschke-Zimt: Hier sollte man wohl besser draufschreiben – „Bitte schüttel mich!“ Was ich nicht getan hatte und folglich einen Löffel voll saurem 1%-Joghurt im Mund hatte. Dann wurde mal kräftig gerührt, bevor die 50-50-Regelung mit meinem Mann erneut in Kraft trat. Genug Süße für das Saure. „Mir wäre es ohne Zimt lieber. Das Zimtige nimmt das Fruchtige weg“, sagte er. Nein, es ergänzt sich prächtig, finde ich, die lange Zeit vorzugsweise Joghurt natur mit Obst, Nüssen, Zimt und Trockenfrüchten zur morgendlichen Speise mischte. Und überhaupt: Es kann nie genug Zimt drin sein, wenn die Tage kürzer und kühler (von kälter lässt sich derzeit nicht reden) werden.

Zu guter Letzt, Latte Macchiato: Die Verkostung der in Joghurt getränkten Arabica-Bohnen erfolgte am Morgen (um nicht im Falle des Genusses zu späterer Stunde aufgrund einer potenziellen Koffeinüberdosis am ersehnten Nachtschlaf gehindert zu werden). „Das schmeckt wie das Kaffeejoghurt aus den 1980er-Jahren, aber überraschend intensiv nach Kaffee“, sagte mein Mann. Cremig, wie seine Vorgänger ebenso nicht zu süß. Aber für die tägliche Dosis Koffein am Morgen greife ich doch lieber zur Espressomaschine.

Mein Fazit zu den drei Neulingen unter den Biojoghurts:
Mohn kommt mir wieder in den Kühlschrank.
Zwetschke-Zimt ist optimal für Fru-Fru-Fans auf der Suche nach einem neuen Geschmack.
Cafe Latte hat wohl seine eigene Fangruppe.

Als ehemaliger Joghurt-Addict konsumiere ich laufend weniger davon. Der britische Porridge wies die Basis meines langjährigen Frühstücks in die Schranken. Wenn ich doch ab und zu uns Kühlregal greife, dann nehme ich meist ein Joghurt von der Ziege pur oder eines auf Sojabasis. Und wessen Produkte ich bei letzterem favorisiere, lasse ich jetzt einmal dahingestellt.

1 Kommentar:

  1. Was für eine zauberhafte Joghurtgeschichte! Und dass sie mit unseren 3 Bio-Joghurt-Neuheiten abrundet, freut uns ganz besonders. Vielen dank für die Verkostung!

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