Es war die
Zeit der neon-farbenen Schianzüge, der wasserstoffblonden Meschen, der
schwarzen Lidstriche und gestreiften Jeans, der Nietengürtel, Netzleiberl und
Jogging High. Auf Ö3 liefen Duran Duran, Pet Shop Boys, Madonna, Milli Vanilli
und Michael Jackson. Udo Huber präsentierte ‚Die großen 10’ im Overall. Wir
trugen die Haare dauergewellt, auffrisiert und mit reichlich Haarspray fixiert.
„Fasse dich
kurz“, war jener Satz, den mein Papa damals stets gebrauchte, wenn er mein Ohr
in Teenagertagen am Telefonhörer hängen sah. Und ich hing wirklich oft und
lange in der Leitung, die in den 1980er-Jahren noch eine geschäftliche war und
tunlichst frei zu bleiben hatte, um Nachrichten über Waschmaschinenstörungen,
FI-Schutzschalterprobleme oder andere Herausforderungen in Sachen
Elektroinstallation entgegenzunehmen.
Dazu kam
noch, dass Telefonieren in meiner Kindheit und Jugend eine eher kostspielige
Angelegenheit war (so hieß es zumindest). Wir hatten kein kostengünstigeres Viertel-Telefon.
Insofern kannte ich das bange Warten auf eine freie Leitung, an der bis zu drei
andere Haushalte hingen, nur vom Hörensagen. Meine Schulfreundin Elke, die das
Ziel meiner Anrufe war (oder ich eben ihrer) hatte auch einen so genannten vollen
Anschluss. Das hing – meiner Erinnerung nach – ursächlich damit zusammen, dass
ihr Vater bei der Post arbeitete und für Telefone bzw. deren Entstörung zuständig
war. Von der Qualität der Leitungen her waren wir also durchaus privilegiert.
Bei ihr mahnte jedoch niemand die Kürze der Telefongespräche ein.
„Was habt
ihr euch so viel zu erzählen? Ihr seht euch ja eh morgen in der Schule wieder“,
hieß es bei uns zu Hause. Dass es Dinge zu besprechen gab, die sich für die
kurzen Pausen in der Schule nicht eigneten bzw. den zeitlichen Rahmen einfach
sprengen würden, wollte meine Eltern nur schwer glauben. Und so musste ich fast
jedes Telefonat verteidigen bzw. vor Beginn der Redezeit versprechen, es kurz
zu halten. Dass Zeit relativ ist, war mir schon damals klar. Meine Minuten
dauerten eindeutig länger als die der Erwachsenen.
Ich
beneidete jene Kids, die ich aus in den USA gedrehten Videofilmen kannte: Sie entrollten
einfach das Kabel und entschwanden mit dem Telefon in ihr Zimmer. Das ging
nicht. Unser Telefon war lange Zeit an die Wand montiert. Ich stand meist an
ebendiese gelehnt am Gang neben dem Stiegenhaus und hatte im Winter stets einen
dicken Pullover und zwei Paar Socken an, um den gedämpften Temperaturen
außerhalb der Wohnräume standzuhalten. Mobiltelefone existierten in den
1980er-Jahren nicht einmal in meinen kühnsten Vorstellungen; auch wenn ich
damals viel Science Fiction im Fernsehen oder auf Video sah und in Büchern las.
Heute fasse
ich mich freiwillig kurz. Grund dafür sind nicht die Kosten: 1000 Freiminuten
würden viele Endlostelefonate mit Freundinnen erlauben. Doch hat mir die
Mobiltelefonie das Telefonieren etwas vermiest. Ob es nur an der fehlenden
Leitung liegt? Kaum. Eher an der in Ohr und Kopf spürbaren Hitze, die das
Telefon abgibt. Sie ist eines der Hauptargumente für meine Zurückhaltung beim
Telefonieren. Außerdem lässt sich viel auch mit SMS oder Whatsapp „besprechen“.
Mit manchen Menschen kommuniziere ich fast ausschließlich auf diesem Weg.
Und jetzt noch Fotos von dir aus den Achtzigern posten ;)
AntwortenLöschenWasserstoffblonde Haare und neongelber Schianzug - das erspar ich den LeserInnen lieber ;).
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