Wir
schreiben das Jahr 1979. Ich führte damals weder Tagebuch noch Logbuch, war
science-fiction-interessiert und trug den Berufswunsch Astronautin
stillschweigend in mir. Doch dann kam Skylab. Und mit dieser desolaten
US-amerikanischen Weltraumstation die erste Mediengeschichte, die mein Leben
bzw. mein Denken und Fühlen stark beeinflusste.
Damals, im
zarten Alter von neun Jahren, konnte ich schon lesen und schreiben. Und zu
jener Zeit war im Haus meiner Eltern die Kronen Zeitung das angesagte und gelesene
Tagblatt. (Mittlerweile sind sie die Leiter des Boulevards bereits um mehrere
Sprossen hinaufgestiegen. Sie lesen den Kurier.) Und die Schlagzeilen im späten
Frühling bzw. frühen Sommer von 1979 rankten sich um die potenziellen
Absturzstellen von Skylab und dem daraus folgenden möglichen Desaster für
Menschen und deren Hab und Gut. Österreich wurde dabei nicht ausgespart.
Jeden Abend ging ich mit der Befürchtung und der sich in meinem Kopf abspielenden Gewissheit zu Bett, am nächsten Morgen sicher nicht mehr aufzuwachen, da mir die Raumfähre auf den Kopf gefallen war.
Dass Skylab
rettungslos verloren war, gab die NASA am 19. Dezember 1978 bekannt. Bis zum
11. Juli 1979 blieb sie noch in einer Erdumlaufbahn bevor sie in
West-Australien über unbewohntem Gebiet niederging.
Bis dahin
war ich hundert Tode gestorben, hatte mehrere Gebete zum Himmel geschickt und
war wochenlang mit fahler Gesichtsfarbe zum Unterricht in der Volksschule
erschienen.
Heute lache
ich darüber. Damals saß mir die Angst täglich mehrere Stunden im Nacken. Ich
frage mich: Warum lassen wir Nachrichten durch die ganze Welt reisen, die
Horrorszenarien (angeblich bis ins kleinste Detail recherchiert) in die Köpfe
der Menschen verbreiten. Konsumierbar immer und überall dank Smartphone und
Web-Anbindung.
Ich will
und werde es, so gut wie möglich, verhindern, dass mein 3-jähriger Sohn, sobald
er lesen kann, das alles ungefiltert aufnehmen muss. Ich will nicht, dass er –
so wie ich – im Bett liegt und Pläne schmiedet, wie er denn heil aus einem
brennenden Haus oder vor einem Erdbeben fliehen kann (soviel zum damals von der
Sendung panoptikum in einer halben Stunde vermittelten Katastrophenwissen jeden
Freitag um 18 Uhr). Ich hörte die Flammen den Gang entlang zu meiner Zimmertür
kriechen.
Wie ich
meinen Sohn vor der Welt da draußen beschützen will? Ich weiß, das kann ich nur
bedingt. Aber ich kann ihn möglichst gut darauf vorbereiten; und ihm im Sinne
der Medienpädagogik einen wachsamen Umgang mit den Medien und den auf ihn
einprasselnden Nachrichten vermitteln.
Möge diese
Übung gelingen.
Irgendwie haben die von deinen Ängsten Wind bekommen und den Film Donny Darko gedreht ;)
AntwortenLöschenEine sehr schöne Geschichte, ich habe das in stark abgeschwächter Form damals ähnlich erlebt.