Schreiben
im Cafe
Schreiben
und Kaffee trinken – ich liebe beides. Was gibt es also Besseres, als meine
Passionen zusammenzuführen.
Meine
Leidenschaft für den Kaffee ist schon sehr alt. Die ersten „Blümchenkaffees“
bei meiner Oma genoss ich mit etwa elf oder zwölf Jahren. Sie mischte Bohnen- und
Feigenkaffee halbe halbe. Und der Striezel oder die Butter-Marmelade-Semmerl,
die sie dazu kredenzte, schwächten den Rest an Koffein noch zusätzlich. Dieses samstägliche
Vergnügen am Land wurde Sonntag Früh mit Guglhupf fortgesetzt, bevor ich den
obligatorischen Kirchgang antrat.
Die
Leidenschaft zum Schreiben blieb lange verschüttet. Vor allem, weil die Worte
meines Deutschprofessors im Gymnasium manchmal heute noch widerhallen:
„Ziegelwanger, das war schon wieder eine Themenverfehlung.“ Über ein
Befriedigend – wenn ich diese wohlmeinende Benotung überhaupt erreichte – kam
ich nie hinaus. So blieb ich stets in dem Glauben keine Ahnung zu haben, wie
man gute und lesbare Texte schreibe.
Und doch
blieb der Traum vom Schreiben in meinem Innersten am Leben. Erst mit der
Diplomarbeit, oder genauer gesagt der Phase danach, kam die Zuversicht, das
auch zu können oder zumindest Spaß daran zu haben. Im writers studio lernte ich
das Freewriting kennen und mit dieser Art des Schreibens den Verlust jeder
Scheu, Ich befreite mich davon, jedes Wort lange in die Waagschale zu legen und
den Satz erst dann zu Papier zu bringen, wenn er in meinem Kopf bereits fertig
ausformuliert war. So wie bei Deutschaufsätzen üblich, denn ein Durchstreichen
war verpönt.
Im writers
studio lernte ich auch Natalie Goldbergs Namen kennen und die Idee, mich zum
Schreiben ins Cafe zu setzen, obwohl ich ihr Buch (Schreiben im Cafe) nie
gelesen habe; dafür jede Zeile ihres „Wild Mind“. Außerdem hatte ich mich beim
Lesen von Simone de Beauvoirs Werken bereits gerne in Gedanken in ihr
Stamm-Cafe in Paris gesetzt und war sicher: Gute Texte können nur mit der
nötigen Menge an Koffein (in meinem Fall ohne Zigaretten) entstehen.
Kaffeehäuser
gibt es in Wien zuhauf. Und manche von ihnen waren einst von namhaften
Literaten besetzt.
Trotz des
Rufes, der vielen Wiener Cafes vorauseilt, mache ich einen großen Bogen um sie.
Zu eng, zu laut, zu viele Menschen, wenig schmeckender Kaffee und überhaupt.
Dieser Text
entstand in einer Starbucks-Filiale, die am Vormittag mäßig frequentiert ist.
Ich höre das Zischen der Kaffeemaschine, die leise Jazzmusik im Hintergrund.
Sehe links durch das Fenster den Verkehr vorbeirauschen und kann mich und meine
Gedanken schreibend erkunden. Short stories entstehen lassen, Tagebuch
schreiben, um das am Vortag Erlebte besser zu verarbeiten oder einfach eine
Person am Nebentisch in meine Geschichten einbauen. Meist ein Satz, den sie
gesagt hat und der genau in meine aktuelle Geschichte passt oder mich zum
Weiterdenken anregt.
Ich liebe
diese ein, zwei Stunden der Muße und Kontemplation. Vor mir einen Cafe Latte (mit
Sojamilch), ein Schreibbuch und eine Füllfeder. Mehr braucht es nicht, um
glücklich und kreativ zu sein. Bei Starbucks, in der Cafe Bar Urania, im Rochus
oder anderswo...
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