15.09.14

Schreiben im Cafe


Schreiben im Cafe

Schreiben und Kaffee trinken – ich liebe beides. Was gibt es also Besseres, als meine Passionen zusammenzuführen.

Meine Leidenschaft für den Kaffee ist schon sehr alt. Die ersten „Blümchenkaffees“ bei meiner Oma genoss ich mit etwa elf oder zwölf Jahren. Sie mischte Bohnen- und Feigenkaffee halbe halbe. Und der Striezel oder die Butter-Marmelade-Semmerl, die sie dazu kredenzte, schwächten den Rest an Koffein noch zusätzlich. Dieses samstägliche Vergnügen am Land wurde Sonntag Früh mit Guglhupf fortgesetzt, bevor ich den obligatorischen Kirchgang antrat.

Die Leidenschaft zum Schreiben blieb lange verschüttet. Vor allem, weil die Worte meines Deutschprofessors im Gymnasium manchmal heute noch widerhallen: „Ziegelwanger, das war schon wieder eine Themenverfehlung.“ Über ein Befriedigend – wenn ich diese wohlmeinende Benotung überhaupt erreichte – kam ich nie hinaus. So blieb ich stets in dem Glauben keine Ahnung zu haben, wie man gute und lesbare Texte schreibe.

Und doch blieb der Traum vom Schreiben in meinem Innersten am Leben. Erst mit der Diplomarbeit, oder genauer gesagt der Phase danach, kam die Zuversicht, das auch zu können oder zumindest Spaß daran zu haben. Im writers studio lernte ich das Freewriting kennen und mit dieser Art des Schreibens den Verlust jeder Scheu, Ich befreite mich davon, jedes Wort lange in die Waagschale zu legen und den Satz erst dann zu Papier zu bringen, wenn er in meinem Kopf bereits fertig ausformuliert war. So wie bei Deutschaufsätzen üblich, denn ein Durchstreichen war verpönt.

Im writers studio lernte ich auch Natalie Goldbergs Namen kennen und die Idee, mich zum Schreiben ins Cafe zu setzen, obwohl ich ihr Buch (Schreiben im Cafe) nie gelesen habe; dafür jede Zeile ihres „Wild Mind“. Außerdem hatte ich mich beim Lesen von Simone de Beauvoirs Werken bereits gerne in Gedanken in ihr Stamm-Cafe in Paris gesetzt und war sicher: Gute Texte können nur mit der nötigen Menge an Koffein (in meinem Fall ohne Zigaretten) entstehen.

Kaffeehäuser gibt es in Wien zuhauf. Und manche von ihnen waren einst von namhaften Literaten besetzt.
Trotz des Rufes, der vielen Wiener Cafes vorauseilt, mache ich einen großen Bogen um sie. Zu eng, zu laut, zu viele Menschen, wenig schmeckender Kaffee und überhaupt.

Dieser Text entstand in einer Starbucks-Filiale, die am Vormittag mäßig frequentiert ist. Ich höre das Zischen der Kaffeemaschine, die leise Jazzmusik im Hintergrund. Sehe links durch das Fenster den Verkehr vorbeirauschen und kann mich und meine Gedanken schreibend erkunden. Short stories entstehen lassen, Tagebuch schreiben, um das am Vortag Erlebte besser zu verarbeiten oder einfach eine Person am Nebentisch in meine Geschichten einbauen. Meist ein Satz, den sie gesagt hat und der genau in meine aktuelle Geschichte passt oder mich zum Weiterdenken anregt.

Ich liebe diese ein, zwei Stunden der Muße und Kontemplation. Vor mir einen Cafe Latte (mit Sojamilch), ein Schreibbuch und eine Füllfeder. Mehr braucht es nicht, um glücklich und kreativ zu sein. Bei Starbucks, in der Cafe Bar Urania, im Rochus oder anderswo...

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